Obsession am Gyra!
„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“, so schrieb es Heinrich Heine in seinen Nachtgedanken vor fast 200 Jahren. Eben diesen ließ der Theaterkurs Jahrgang 11 von Frau Heiligtag für uns auferstehen, um uns durch einen kreativen Abend zu leiten.
Wir erhielten Einblicke in die Obsessionen unseres heutigen Deutschlands. Dabei wurden wir nicht geschont. Es ging um Spielsucht und Workaholics, Familiendramen und gestörte Persönlichkeiten, Amok, Mobbing, ungewöhnliche Leidenschaften und Liebe.
Der Streit eines Ehepaars, welches eigentlich unterwegs in den Urlaub war, ging mir dabei besonders unter die Haut, weil die Schauspieler das Leben mit ihrem Schauspiel so real abbildeten.
Technisch wurden dabei alle Möglichkeiten unseres Forums genutzt. Wir erlebten Nebel, Schattenspiele, Discostimmung, Leuchtschrift und besprühte Wände, es wurde Fahrrad und Roller gefahren und 20 Schauspieler agierten gleichzeitig auf der Bühne im Rhythmus unserer heutigen, schnelllebigen Welt, um kurz darauf von einer gescheiterten Existenz erschossen zu werden.
Aber es war nicht alles dunkel. Aus den Obsessionen, die einen um den Schlaf bringen können, entstand auch Mitgefühl, Verständnis und ein verändertes Bewusstsein von Heimat, welches uns zum Nachdenken brachte.
Das Stück nahm seinen Höhepunkt in einem Gespräch zwischen Heinrich Heine und dem personifizierten heutigen Deutschland, in dem vieles anders und sicher auch besser ist, aber es noch ein weiter Weg aus der Dunkelheit heraus ist. Der Dichter mahnt uns und weist uns den Weg mit Toleranz und Interesse an unseren Mitmenschen.
Besonders beeindruckend: Das Stück haben die Schüler selbst kreiert und geschrieben!!!
Dabei ließen sie sich nicht nur von Heine, sondern auch von Finsterworld und Breaking Bad inspirieren.
So gingen wir an diesem Abend mit einem bewegten Gefühl der Hoffnung nach Hause, dass wir unseren Teil beitragen können. „Lasst uns miteinander ins Gespräch kommen!“ ergänzte Frau Heiligtag am Ende. Das bringt es ganz gut auf den Punkt, denke ich.
In diesem Sinne hoffe ich, Euch auch bei anderen Theaterstücken am GyRa zu begegnen und mit Euch ins Gespräch zu kommen…
Ein Bericht von Sebastian Massong
Nachfolgend einige Eindrücke von der 1. Aufführung:
Und einige Eindrücke von der 2. Aufführung:
Fotos: Anke Buchholz